Hans Moster, seine Frau Margret und das befreundete Ehepaar Korb fuhren an einem herbstlichen Sonntag des Jahres 1948 mit der Oberlandbahn von Neustadt an der Weinstraße nach Maikammer, um von dort aus durch das Weinbergsgelände nach St. Martin zu spazieren. In der schönen freien Natur, inmitten eines weiten Rebenmeeres, schwärmte Hans Moster von seinem Vorhaben, einen Neustadter Kinderchor zu gründen. Peter Korb zeigte sich sehr interessiert. Als Tanzlehrer hatte er sich unter anderem den Volkstänzen verschrieben. Deshalb konnte er seinen Freund um so besser verstehen, als er mit einem Kinderchor dem Volksliedgut wieder mehr Beachtung verschaffen wollte.
Die Interessen passten zusammen, und Peter Korb war der richtige Ansprechpartner. Frau Korb und ihr Mann bestärkten Hans Moster in seinem Vorhaben und sicherten ihre volle Unterstützung zu. So wurden auf dem Weg nach St. Martin die Weichen für das Unternehmen "Weinkehlchen" gestellt.
Jahre später, Hans und Margret Moster lebten schon lange nicht mehr, hielt Peter Korb diesen bedeutsamen Spaziergang in einer Notiz fest.
Beim Rückblick müssen die damaligen Zeitverhältnisse in Betracht gezogen werden. Man schrieb das Jahr 1948, die Nachkriegszeit war jedoch längst noch nicht überwunden.
April 1949
Hans Moster wartete nicht lange und schritt sofort zur Tat. Wie Zeitzeugen berichteten, sprach er zunächst viele ihm bekannte Familien an, damit sie ihre Kinder zum Chorsingen schicken.
Die Mundpropaganda reichte aber indes nicht aus. Am 16.4.1949 erschien in der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" folgender Artikel:
Neustadter Kinderchor gegründet
Der Neustadter Kinderchor, dessen Gründung dem Wunsche verschiedener Bevölkerungskreise entgegenkommt, beginnt am Mittwoch, 20. April, in der Turnhalle seine Chorarbeit. Stimmlich begabte Schüler und Schülerinnen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren wurden bereits ausgewählt. Weitere Kinder können sich zum Vorsingen melden.
Die Tageszeitung "Die Rheinpfalz" unterstützte Hans Moster von Anfang an.
Der Erfolg war überwältigend. Viele Buben und Mädchen kamen. Mit großem Eifer und Einsatz war Hans Moster bei der Sache. Hans Moster fand zu seiner von ihm selbst gewählten Aufgabe die richtige Einstellung und bereits am Sonntag dem 7. August 1949, konnten die Weinkehlchen im früheren Licht- und Luftbad auf der Hambacher Höhe bei einem Kinderfest erstmals öffentlich auftreten.
September 1949: Die Weinkehlchen im Saalbau beim Deutschen Weinlesefest
Der 4.9.1949 ging als besonderer Tag in die Annalen des Chors ein. An diesem Tag fand im Neustadter Saalbau der Ball der Weinprinzessinnen statt. Der Chor hatte unter der Leitung von Hans Moster bereits ein kleines Repertoire erarbeitet und war somit in der Lage das Programm mitzugestalten.
Zwei Tage später schrieb "Die Rheinpfalz":
"Die Neustadter Weinkehlchen, erdacht, erschaffen und geleitet von Hans Moster, eröffneten mit ihrem ersten Auftreten einen neuen Abschnitt im kulturellen Leben unserer Heimat. Die Zuhörer nahmen mit leidenschaftlichem Beifall von dieser Tatsache Kenntnis."
Die jungen Sängerinnen und Sänger traten bei der Weihnachtsfeier des Waisenhauses auf, sangen im Saalbau für die von der Arbeiterwohlfahrt eingeladenen Kinder. Auch vergaßen sie das Krankenhaus Hetzelstift nicht, in dem sie ein Ständchen gaben.
Dieses Jahr ist in der Geschichte der Weinkehlchen ein besonderer Meilenstein, denn am 15.Juli hatten sie im Rotkreuzhaus ihr erstes eigenes Konzert.
Die Weinkehlchen überraschten schon zu dieser Zeit mit dem Umfang ihres Repertoires. Bei dem Solo eines Kindermundes waren die Zuhörer entzückt. An diesem Abend wurden auch von Peter Korb einstudierte Volkstänze gezeigt. Alles in allem: das Konzert war ein durchschlagender Erfolg!
Hans Moster war damals schon mit seinen Weihnachtsliedern im Südwestdeutschen Rundfunk zu hören. Auch sang der Chor vor Kriegsbeschädigten, Heimatvertriebenen und vielen anderen Menschen, die in Not waren.
{joomplucat:1 limit=3|columns=3}
Wo die Weinkehlchen auch immer erschienen, ernteten sie durch ihre Auftritte großen Beifall - ob beim Kalendermann in Heidelberg oder beim Rotes Kreuz-Jugendtreffen in Kandel.
Der damalige Neustadter Oberbürgermeister Edwin Hartmann richtete am 5.5.1952 an einen engeren Interessentenkreis ein Schreiben, in dem es u.a. heißt
"Die Neustadter Weinkehlchen haben sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens zu einer kulturell wertvollen Chorvereinigung empor- gearbeitet, deren Erhalt und Weiterentwicklung gesichert werden muss. Die Stadt Neustadt hat sich daher zur Aufgabe gestellt, nunmehr dem Chor eine organisatorische Grundlage zu geben."
Der OB lud zu diesem Zweck zu einer Sitzung ein, die am 13.5.1952 stattfand. OB Hartmann führte aus, der Kinderchor sei bisher lediglich eine lose Vereinigung ohne festen Rückhalt gewesen. Es müsse ein Weg gefunden werden, wie man den Weinkehlchen eine Grundlage geben könne, um ihren Erhalt und weitere Aufwärtsentwicklung zu sichern. In einer weiteren Sitzung wurde festgelegt, dass der Chor künftig wieder den Namen "Pfälzer Weinkehlchen" tragen sollte. Damit hatten die Wirrungen um den Namen ein Ende.